Der Wetterbericht hat für diesen Samstag nicht unbedingt gutes vorhergesagt und so sind wir mit Regen von zu Hause aus gestartet. Nach einer problemlosen Anreise und Abholung der Startunterlagen haben wir uns auf dem Startgelände ein trockenes Plätzchen gesucht. Wie bereits vor 3 Wochen kam dann die grosse Frage der passenden Rennkleidung. Dieses Mal hat auch Rainer sich entschlossen die Regenjacke mitzunehmen, dazu kamen noch Mütze und Handschuhe, lag doch das Ziel auf knapp 2'900m.ü.M..
10 Minuten vor dem Start hat dann der Regen aufgehört, ein Blick hoch zu den Berggipfeln ging aber im Nebel unter. Nach einer kurzen Strecke durch die Einkaufsstrassen von Chur - wo uns die Churer mit grossen Augen aber ohne grosse Anfeuerungsrufe zur Kenntnis nahmen - ging es aus der Stadt raus und bei km 3 ging es in den Wald rein und einer der schönsten Streckenabschnitte begann. Steil durch den Wald hoch aber sehr idyllisch. Die Luftfeuchtigkeit war extrem hoch und der Schweiss ist uns aus allen Poren getreten. Rainer hat schon verflucht, dass er die Regenjacke mitgenommen hat. Bei km10 kurz vor Churwalden sind wir dann schon wieder auf eine Teerstrasse gekommen und es dauerte 5km bis es endlich wieder auf Naturwege ging hoch bis Foppa. Bereits nach 3km gings schon wieder auf Teer weiter und noch dazu ziemlich runter und wir wussten, dass mussten wir alles wieder hoch.... Auf diesem Streckenteil ging es zwischen wunderschönen blühenden Wiesen durch und wahrscheinlich hätte man hier einen super Ausblick gehabt aber von unten kamen immer wieder Nebelschwaden, die uns die Sicht nahmen.
Dieses ganze Teilstück bis nach Valbella und dann noch um den See herum bis Lenzerheide hat sich doch sehr in die Länge gezogen. Ich hatte grosse Mühe, mich Rainer's Tempo anzupassen und mich zurückzunehmen. Immer wieder habe ich mich unbewusst an Ueberholende angehängt aber nach ein paar Disputen mit Rainer und ein paar kurzen "Muffel-Minuten" habe ich mich dann auf Rainer's Tempo eingestellt, das bedingt durch seine Magenprobleme etwas langsamer war - schliesslich war unser Ziel gemeinsam auf dem Gipfel anzukommen.
Immer wieder wanderte unser Blick nach oben ob wir wohl einen Blick auf unser Gipfelziel erhaschen konnten, aber da war nichts weiter als Nebel zu sehen.
In Lenzerheide sind die 20-Meilen-Runners ins Ziel gelaufen und hier gab es auch zum ersten Mal eine tolle Auswahl am Verpflegungsposten; Orangen, Bouillon, Apfelschnitze - endlich auch was für Rainer's Magen. Jetzt gingen die Steigungen erst richtig los, die Strecke führte auf einem schmalen Pfad sich stetig schlängelnd nach oben. Weit in der Höhe konnten wir eine Handorgel spielen hören, endlich kam der Musiker auch für uns in Sicht und welche nette Ueberraschung, er hat jeden Läufer mit Namen willkommen geheissen und mitten in diesem unwegsamen Gelände war dann auch gleich der nächste Verpflegungsposten mit netter Betreuung. Sogar Salzstangen wurden hier angeboten, die habe ich dankend angenommen.....und Rainer bekam für seinen Magen einen Becher Cola. Weiter gings noch ein paar hundert Meter mit Steigung und danach kam ein Teilstück, das relativ flach über Wurzeln und Steine verlief. Hier wäre ich gerne gelaufen aber Rainer's Kraft hat das nicht zugelassen, so sind wir mit zügigen Schritten gewandert.
So langsam kamen wir an die Baumgrenze und der nächste Verpflegungsposten war die Mittelstation der Rothorn-Gondel. Hier war der Nebel ganz dicht und die Sicht war vielleicht grad mal 5 Meter weit. Auch war es hier empfindlich kalt, sodass wir unsere Regenjacken, Handschuhe und Rainer auch seine Mütze anzogen. Gestärkt ging es weiter in den Nebel hinein. Vor und hinter uns war keine Menschenseele zu sehen, plötzlich standen ein paar Kühe auf unserem Weg und haben uns nachgeschaut. Man konnte wirklich nur erahnen wo einem der Weg hinführt und ein-, zweimal ist eine Gestalt kurz aus dem Nebel aufgetaucht und schon wieder verschwunden.
Die Gegend wurde jetzt immer steiniger und karger, zwischendurch löste sich sogar kurz der Nebelschleier und man konnte für einen kurzen Augenblick ins Tal sehen oder auch mal etwas höher - schön wäre es hier..... Und dann war sie plötzlich vor uns - eine Steilwand aus Steinen und Geröll mit einem Weg der wie eine Rampe steil nach oben führte. Hier konnte man die Läufer vor einem wieder etwas besser sehen aber war das jetzt gut oder schlecht.... Ich hatte plötzlich das Verlangen, diese endlosen Steigungen so schnell wie möglich hinter mich zu bringen und auch Rainer hat nochmals alle Kräfte mobilisiert und wir haben hier noch ein paar Mitläufer/Innen überholt und auch distanziert.
Am Ende der steilen Rampe war das km-Schild 39 und ein paar Meter weiter ein Verpflegungsposten mit der Angabe noch 2km bis ins Ziel. Unsere Garmin hat uns schon länger 1 - 1,5km mehr angezeigt als ausgeschildert war. Was stimmte denn jetzt? Egal, wir mussten so oder so hoch bis zum Gipfel... Nach ein paar weiteren endlosen Steigungen in dieser Steinwüste immer wieder durchbrochen mit ein paar Schneefeldern kam km41 und ein paar Meter weiter war dann eine Tafel mit der Aufschrift 500Meter...!!!!! Ein Aufsteller für unsere Moral und wir haben nochmals all unsere Kräfte aufgerufen um die letzten Meter und vorallem Höhenmeter hinter uns zu bringen. Eine letzte Kurve und dann ein paar Meter über den Grat und dann sahen wir im Nebel vor uns den gelben Ziel-Torbogen. Davor war noch der Fotograf und wir haben uns noch kurz in Pose gestellt damit es noch ein schönes Finisher-Foto von uns gibt. Danach sind Rainer und ich Hand in Hand über die Zielmatte gelaufen!!!
Wir haben es geschafft - in 6Std.44Min. sind wir oben auf dem Parpaner Rothorn angekommen - wow was für ein Marathon. Von der Strecke her nicht der schönste aber der härteste den wir bis jetzt gemacht haben, wenn die Sicht besser gewesen wäre, sicherlich auch ein Genuss für's Auge. Ich bin auf jeden Fall stolz, dass wir die 42.2km zusammen gelaufen sind und gemeinsam unser Ziel erreicht haben - Danke Schatz für ein superschönes Lauferlebnis!
1 Kommentar:
Ja, das war für mich bis jetzt auch der härteste Marathon. Gegenüber dem LGT Marathon hatte ich diesmal leider wieder mit dem Magen Probleme, dieses blöde isotonische Getränk hängen mir zum Hals raus.
Für Sabine war es ungewohnt, mein "langsames" Tempo zu laufen. Danke, dass es dann nun doch noch geklappt hat und wir gemeinsam ins Ziel laufen konnten. Es war trotz Nebel ein schönes Erlebnis.
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