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Herzlich Willkommen auf unserem christrunners.ch Blog! Dies hat nichts mit Religion zu tun ist einfach unser Familien-Name. Wir sind eine sportliche Familie, nehmen an verschiedensten Wettkämpfen teil. Unsere Resultate sind auf Datasport zu finden.

Montag, 6. September 2010

Powerman Longdistance Duathlon - World Championships

Ganz früh am Sonntag Morgen klingelte unser Wecker. Raus aus den Federn, der grosse Tag war endlich da. Ein kurzes Frühstück und nochmals mit den Gedanken durchs "Gepäck" ob auch ja alles eingepackt ist, gings dann um 6.00Uhr Richtung Zofingen. Dort angekommen haben wir uns in der Wechselzone unsere Plätze gesucht und alles so hergerichtet, damit wir bei den Wechseln möglichst wenig Zeit benötigen würden.

So gegen 7.30Uhr ging ich mich etwas Warmlaufen, es war doch noch ziemlich frisch so früh am Morgen aber es versprach ein wunderschöner Tag zu werden. Dazwischen immer wieder ein "letzter" Gang zur Toilette...... Kurz vor dem Start der Frauen kam Rainer auch nochmals bei mir vorbei und wir standen beim Interview von Camilla Lindholm (lief als 3. Frau ins Ziel) direkt hinter ihr und so hatten auch wir unseren Auftritt im Schweizer Sportfernsehen ;-). Dann Punkt 8.00Uhr ging es los - meine Nervosität hat sich zum Glück an diesem Morgen etwas gelegt und ich freute mich riesig auf den bevorstehenden Wettkampf.

Der 1. Lauf führte über eine Rundstrecke von 5km, welche 2x absolviert werden musste. Und wie kann es auch anders sein beim härtesten Duathlon der Welt, es ging gleich ziemlich heftig aufwärts. Die Strecke führte in einem ständigen Auf und Ab durch den Wald bis es dann wieder runter Richtung Arena ging. Dort ein Durchlauf mit Gänsehautfeeling und danach die gleiche Runde nochmals. Für die nicht ganz 10km habe ich 44Min. 18Sek. gebraucht und das mit etlichen Höhenmetern. Danach kam der Wechsel aufs Rad, von jetzt an galt es Ernst. In der Wechselzone war ich mal wieder eine der Langsamsten aber ich hatte ja noch den ganzen Tag vor mir.

Ich fühlte mich super und habe auch gleich meinen Rhythmus gefunden. Ich wurde zwar gleich zu Beginn noch von ein paar Frauen überholt aber ich wusste ja, dass ich auf dem Rad nicht die beste Zeit machen würde :-). Und schliesslich war der Tag noch lang. Es war einfach nur schön, ich hatte die ganze Zeit ein Grinsen im Gesicht und habe es einfach so richtig genossen. Immer wieder standen Menschen am Strassenrand und haben uns angefeuert und das war nochmals ein grosser Ansporn. Leider verspürte ich schon nach knapp 10km auf dem Rad ein leichtes Zwicken in der Wade aber zum Glück hatte ich vorgesorgt und nahm dann auch gleich 2 von meinen Salztabletten. So hatte ich die sich ankündigenden Krämpfe bald im Griff.

Die 1. Runde über den Bodenberg waren wir Mädels alleine unterwegs, der Start der Männer war ja 53 Minuten später erfolgt. Deshalb war es auf den ersten 50km recht einsam aber es war wunderschön an diesem sonnigen Sonntagmorgen durch die friedliche Landschaft zu fahren. Die Steigung beim Bodenberg bereitete mir in dieser 1. Runde überhaupt keine Mühe und ich freute mich auf die Abfahrt danach und das lange Stück Richtung St. Urban. Von dort noch hoch durch den Boowald und dann wieder leicht Abwärts zurück Richtung Zofingen. Hier verspürte ich schon bei der 1. Runde leichten Gegenwind obwohl der mich zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich störte.


In Zofingen dann die Durchfahrt auf die 2. Runde, 1Std. 46Min. habe ich bis hierhin auf dem Rad verbracht, ich habe mir jeweils eine obere Zeitlimite von 2Std. gesetzt und war froh, dass es so gut lief. Hier habe ich mich dann auch das 1. Mal am Verpflegungsposten mit einem gefüllten Bidon und Gel eingedeckt. Da habe ich mir vorher grosse Gedanken gemacht, ob das auch klappen würde mit der Uebergabe und so....war aber alles so toll organisiert, dass das überhaupt kein Problem war. Also los auf die 2. Runde. In der Zwischenzeit wurde es richtig voll auf der Strecke. Die Männer sowie die Short-Teilnehmer und die Teams waren jetzt auch alle unterwegs und so wurde ich sehr oft überholt und immer wieder musste aufgepasst werden, dass der Mindestabstand von 10Metern nicht unterschritten wurde. Die Race-Marshalls waren überall unterwegs und haben kontrolliert, dass nicht im Windschatten des Vordermannes gefahren wurde. Mir kam das ja sehr entgegen, ich fahre am liebsten für mich alleine.

Auch auf der 2. Runde fühlte ich mich noch voller Energie, ein leichtes Ziehen in den Beinen aber ansonsten lief alles perfekt. Am Bodenberg kämpften sich wieder alle den Berg hoch und zwischendurch gab es auch von den andern Fahrern mal motivierende Worte. Auch dieses Mal bin ich hier wieder gut hochgekommen und es war bei der 2. Durchfahrt doch viel mehr los auf und an der Strecke. In Ohmstal dann wieder Bidonwechsel und das obligate Gel und weiter gings. Mit über 60km/h den Berg runter und dann kommen die Elite-Athleten und lassen Dich einfach stehen - Wahnsinn, was die für ein Tempo fahren!

Deutlich merkte ich jetzt, wie der Wind immer mehr auffrischte aber noch fühlte ich mich gut. Und nach ca. 1Std. 47Min. bin ich in Zofingen zur 3. Runde gestartet. Langsam fühlten sich meine Beine doch müde an und ich musste auch öfters die Position wechseln. Bin ich doch in den ersten beiden Runden die meiste Zeit auf dem Triathlon-Lenker gefahren, bereitete es mir jetzt immer mehr Mühe länger in der gleichen Position zu bleiben. Auch wurde es wieder sehr einsam auf der Strecke, in grossen Abständen kamen immer mal wieder ein paar Fahrer und überholten, z.T. wurde auch ganz schön Windschatten gefahren solange keine Marshalls in Sichtweite waren - na ja wenn man es nötig hat.... Das 3. Mal den Bodenberg hoch, hatte ich doch etwas mehr Mühe, öfters bin ich aus dem Sattel und im Wiegetritt nach oben geklettert. Langsam freute ich mich auf die Laufschuhe, einfach mal eine andere Haltung einnehmen, obwohl ich keine Ahnung hatte, ob ich nach den vielen km auf dem Rad überhaupt noch Gehen konnte. Noch die letzte grössere Steigung im Boowald und dann gings wieder Abwärts und da wartete eine grosse Ueberraschung auf mich. Meine Schwester Monika stand mit ihrem Rennrad an der Strecke - wow das war einer der schönsten Momente, ich war so gerührt und hatte Tränen in den Augen, die Emotionen kamen da einfach hoch - schnell konzentrierte ich mich wieder auf die Strecke, denn es lag ja noch einiges vor mir am heutigen Tag.

Nach 5Std. 28Min. auf meinem Rennrad bin ich in Zofingen angekommen und dann war ich wirklich ziemlich wacklig auf den Beinen. Rein in die Wechselzone, Rad abstellen, Helm und Handschuhe ausziehen, Schuhe wechseln und raus aus der Arena auf die letzten 30km des Tages. Doch wie fühlte sich das an...... Ich hatte das Gefühl, dass ich keine 5km mehr Laufen kann geschweige denn noch 30km und erst noch mit ziemlich vielen Höhenmetern. In einem Mix aus Gehen und Laufen versuchte ich dann, meine Beine wieder an die Erde zu gewöhnen. Zu allem Uebel wurde mir jetzt auch noch schlecht und jedes Mal, wenn ich wieder Laufen wollte, hat mich das ausgebremst. Beim 1. Verpflegungsposten ging nichts mehr rein, so begnügte ich mich mit einer Mundspühlung und einem kleinen Schluck Wasser.
Die Laufstrecke führt rauf auf den Heiteren-Platz und dort in vielen Schlaufen hin- und her, auch für den Kopf eine grosse Herausforderung sich hier immer wieder zu motivieren. Und das Schöne ist, man weiss, dass man nocheinmal hier hochkommen darf.... Bei der Wende begrüsst der Speaker wieder jeden einzelnen Athleten mit Namen und es ist schon ein tolles Gefühl ein Teil dieses grandiosen Wettkampfes zu sein. Jetzt geht's also auf der gleichen Strecke 7,5km zurück in die Arena. Knapp 1km vor dem Wendepunkt in der Arena treffe ich auf Rainer. Schnell ein Küsschen und "jammern" wie schlecht es uns geht und schon laufen wir in entgegengesetzten Richtungen weiter, er rauf und ich runter. Kurz vor dem Eingang erwartet mich eine Ueberraschung - Tina mit ihrem Mann stehen dort und feuern mich mit voller Kraft an. Ich bin total gerührt und freue mich riesig, dass die Beiden den Weg vom Fricktal nach Zofingen für mich gemacht haben. Eine Runde durch die Arena zur Kehre und dann nochmals hoch auf den Heiteren. Als ich die Arena verlasse muss ich wieder ein paar Schritte gehen und schon feuert mich Tina an und lässt mir keine Ruhe, bis ich mich wieder in den Laufschritt begebe. Danke für den "Arschtritt"..... ;-). "Nur" noch 15km und dann habe ich mein grosses Ziel, den Powerman zu finishen, erreicht. Mein Blick geht immer mal wieder zu meiner Uhr und ich versuche zu rechnen. Die Kilometer scheinen mir endlos und alle Aufwärtspassagen muss ich gehen, Laufen geht nicht mehr. Auf den flachen Teilstücken wechsle ich immer zwischen Gehen und Laufen und Abwärts kann ich es rollen lassen. Zwischendurch denke ich an "meine" TaeBo-Mädels, die mir heute alle kräftig die Daumen drücken und auch das gibt mir immer wieder Kraft für den restlichen Weg.

Wieder auf dem Heiteren liegen noch die endlosen Schlaufen vor mir. Hinter mir rücken ein paar Frauen immer Näher auf aber ich kann einfach nicht mehr zulegen. Was soll's - ich weiss es wird eine passable Zeit für mich geben, alles Andere ist mir im Moment egal. Ich schleppe mich zum letzten Kehrpunkt und mache mich auf den Rückweg. Mir ist richtig schlecht und als mir Salzstängeli angeboten werden, nehme ich dankend an. Aber nicht mal so ein kleines Ding geht runter, ich muss es wieder ausspucken - keine Chance. Eine entgegenkommende Läuferin sagt "bald geschafft, jetzt hast Du nur noch eine Steigung vor Dir", das weckt meine Lebensgeister wieder etwas. In der Zwischenzeit haben mich 2 Frauen eingeholt und überholt. Eigentlich wollte ich dagegen halten, doch die erste war zu stark. Bei der zweiten konnte ich zumindest dranbleiben und irgendwann hat mich mein Stolz und mein Ehrgeiz gepackt und ich sagte zu mir, DIE läuft nicht vor dir ein.... Also nochmals von überall her die Energie zusammengekratzt und los gings. Und da war auch noch Rainer plötzlich vor mir. Ich konnte ihn nicht mal mehr "abklatschen", ich war einfach zu kaputt. Ich habe die Frau dann ein- und überholt und hatte da natürlich ständig das Gefühl, dass ich sie im Nacken habe. Noch 1km und schon kam auch wieder Tina und ihr Mann in Sichtweite, so lange haben sie gewartet und jetzt feuerten sie mich nochmals kräftig an und ich schwebte fast in die Arena. Schon kam die Durchsage vom Speaker, 18. Frau und 3. in meiner Altersklasse - was für ein Erfolg!! Auf der Gegenzielgerade wurde mir ein herabgereichtes Kind welches mit seinem Vater ins Ziel laufen wollte noch fast zur Stolperfalle aber alles ist gutgegangen und ich bin überglücklich jubelnd ins Ziel gelaufen. Die Uhr blieb für mich bei 9Std. 20Min. 37Sek. stehen, ich bin einfach nur überwältigt, damit hätte ich nicht gerechnet.....! Rainer habe ich grad noch gesehen, wie er wieder aus der Arena raus ist und mir noch kurz zugewunken hat und sich gefreut über meinen tollen Wettkampf.

Im Zielbereich kam mir dann noch meine Schwester Monika entgegen und ich bin ihr vor lauter Freude gleich um den Hals gefallen - sorry, war etwas stinkig und verschwitzt ;-). Nachdem ich mich mit Monika noch etwas unterhalten hatte, bin ich unter die Dusche und danach habe ich meine Sachen aus der Wechselzone geholt und mich auf die Tribüne gesetzt und den einlaufenden Athleten zugejubelt. Irgendwann kam dann die Durchsage, dass die letzten Läufer bei km 2,5 vor dem Ziel passiert hatten, darunter auch Rainer. Ich machte mich bereit, dass ich noch ein Foto von ihm machen und ihn im Zielraum in die Arme schliessen konnte. Nach 10Std. 19Min. 53Sek. war auch für ihn das Rennen Geschichte und er hat erfolgreich seinen 2. Powerman gefinisht. Ganz herzliche Glückwünsche dazu MEIN Powerman!



Wir haben uns im Zielraum noch etwas mit den Verantwortlichen unterhalten, ich bin dann schon mal vorgegangen in den Festsaal zum Essen und zur anschliessenden Siegerehrung. Rainer kam bald frisch geduscht nach. Voller Stolz durfte ich in meiner Altersklasse die Bronzemedaille entgegennehmen und ich war nicht mal 2 Minuten langsamer als die Zweitklassierte....! Für mich war das ein supergenialer Tag gewesen, ich habe gelitten, ich habe mich gefreut, ich habe mich gequält und hatte viel Spass - Zofingen, ich komme bestimmt wieder, der Duathlonsport hat mich gepackt!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

He Biene,
nochmal Gratulation!!!
Echt wahnsinn!
Und der Bericht ist super Interessant zu lesen!!!
Wie gesagt für mich ist das der Hammer wie Ihr Euren Kopf besiegt bekommt ud euch immer wieder selbst motivieren könnt!!!!
Hut ab!!!

GLG aus Berlin!!!

Steffi

Jessica hat gesagt…

Hallo Ihr beiden Super Sportler!
Ganz großen Glückwunsch auch von Jessica an Euch beide.
Eine echt klasse Leistung die Ihr da vollbracht habt :)
LG Jessica aus Koblenz